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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 75

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
75 stnde machte der König ein Ende, indem er erklrte: Ich will nicht, da meine Rte in den Provinzen mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Wer bei den Reisen einen Bauer zwang, in zwei Stunden mehr als anderthalb Meilen zu fahren, wurde bestraft. Lie sich ein Offizier eine folche Pflichtvergessenheit zu Schulden kommen, fo mute er fr jede halbe Stunde, die der Bauer zu stark ge-fahreu hatte, 30 Mark Strafe zahlen. Wie sehr die Bauersleute davon berzeugt waren, da ihr König das Beste aller seiner Untertanen wollte, dafr legt folgende Begebenheit einen treffenden Beweis ab: Auf einem Spazierritte berreichte einst ein Bauer dem Könige eine Bittschrift. Er ffnete das Schreiben sofort und sah, da das Papier seltsamer Weise der und der mit Tintenklecksen und Striche bedeckt war. Verwundert fragte der König, was das zu bedeuten habe, worauf der Bauer erklrte: Die Striche stellen meine Nbenselder dar, die Kleckse aber sind des Amtmanns') Schweine, die sie verwsten." Der König freute sich der das Vertrauen des schlichten Landmannes zu seinem Herrscher und der-fgte sofort, da der Amtmann den Bauer vollstndig entschdige. Auch befahl er den Forstbeamten, die Wildschweine in den Wldern abzuschieen, damit sie auf deu anliegenden Feldern keinen Schaden anrichten knnten. 2. Sorge fr eine einheitliche Rechtspflege und eine einlieit-liche Verwaltung. In seinem strengen Gerechtigkeitssinne suchte der König mit Untersttzung des Juristen Samuel Coeceji auch das Rechts-wesen zu verbessern. Er forderte gleiches Recht fr alle und schnelle Erledigung aller Streitsachen. Die schlimme Rechts-pflege," schrieb er bei Beginn seiner Regierung, schreit zum Himmel, und wenn ich sie nicht verbessere, so lade ich die Verantwortung ans mich." Raub. Betrug, Diebstahl und unsittliches Treiben lie er strenge bestrafen, Miggnger ins Zuchthaus bringen. Die Vorrechte des Adels anf dem Lande und der Patrizier in den Stdten wurden im Interesse der Gesamtbevlkerung beschrnkt. Der König schaffte ferner die Hexenprozesse ab, indem er verbot, gegen vermeintliche Zauberer und Hexen das gerichtliche Verfahren einzuleiten. Er hielt sich auch fr berechtigt, richterliche Urteile zu ndern, sei es, sie zu mildern, sei es, sie zu ver-schrfen. ^Friedrich Wilhelm I. ist auch der Schpfer der preuischen Verwaltung. Als oberste Staats-(Zentral-)behrde setzte er das General- Direktorin m ein, dessen einzelnen Abteilungen fr Kriegs-, Finanz- nud Domnenwesen Minister vorstanden; die Oberleitung lag in den Hnden des Knigs. Unsern heutigen Regierungen ') Den Titel Amtmann fhrten die Pchter der kniglichen Gter (Domnen).

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 120

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
120 von dem Herzog Karl Eugen von Wrttemberg in schlimmster Weise ausgebt wurde. Die Bauern wurden in groer Auzahl herangeholt, um auf Bergen Seen auszuwerfen. Um seinen Gsten eine berraschende Unterhaltung zu bereiten, lie der Herzog in diese Seen Hirsche treiben, die dann nachts bei glnzender Beleuchtung abgeschossen wurden. Seinen Hofstaat bildeten 2000 Personen, und 700 Personen mit 600 Pferden muten ihn als Gefolge auf feinen Reisen begleiten. Er erbaute die Lustschlsser Ludwigsburg, Solitde und Hohenheim, die dem Lande groe Summen kosteten. Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren Familiensitzen auf dem Lande; die Verwaltung der Gter berlieen sie vielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in viel-besuchten Lurusbderu. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung, die fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los ihrer Bauern zu erleichtern, wiesen sie mit aller Entschiedenheit ab. Durch ein ppiges Leben, durch Spiel, Putz- und Modesucht, wofr Paris tonangebend war, gerieten sie immer tiefer in Schulden. Neben den adligen Beamten bildeten die nicht adligen Juristen, die auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten, einen besonderen Beamten st and, der sich von den Brgern streng absonderte. 3. Die Brger, a) Das Aussehen der Städte. Die Mauern, die noch viele Städte umgaben, begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen als Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes; die Wlle waren in besseren Stdten mit Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt. Im Innern der Stadt lagen zwischen den schmucklosen Husern groe Pltze, die als Obst- und Gemsegrten dienten oder als Ziergrten nach franzsischem Geschmack eingerichtet waren. Die Huser auf dem Markte, die mit ihren geradlinigen hohen Giebeln nach der Strae schauten, waren im ganzen besser gehalten; die Lauben", eine Eigenart der Huser frherer Zeit, waren nur noch vereinzelt zu finden. Viele leerstehende Klostergebude hatte man zu Schulen. Pfarrwohnungen, Armen- und Krankenhusern eingerichtet.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 121

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
121 Auf den Straen, die man erst allmhlich zu pflastern begann, war die Unreinlichkeit und der Schmutz noch immer groß. Dngerhaufen vor und neben den Husern wurden in den greren Stdten nicht mehr geduldet, @;infe, Schweine und anderes Vieh durfte sich aus deu Straen ud ffentlichen Pltzen nicht mehr aufhalten. Die Stadttore wurden nachts geschloffen, tags der fcharf bewacht, denn von den eingefhrten Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahlsteuer) erhoben. Wchter mit Hellebarden und groen Hrnern hielten Nachtwache, forgten fr Ruhe und Ordnung und kndigten durch lang-gezogene Tne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an. Zu dem ueren der Huser pate.auch die innere Einrichtung. Gegenber der berladenen Reichhaltigkeit frherer Zeit liebte man jetzt eine einfache, aber gute und geschmackvolle Ausstattung; Reichtum und Wohlhabenheit herrschte nur in wenigen Husern. Der Fuboden wurde mit Brettern belegt, hin und wieder fand man schon Leder- und Papier-tapeten, meistens waren die Wnde getncht. Als neues Mbel kam neben Schrank und Truhe die Kommode auf, die mit feiner Leibwsche und feinen musterreichen Damasten, die bei festlichen Gelegenheiten die Tafel schmckten, gefllt waren. Durch Aufstellung von schsischem Porzellan und durch blank geputzte zinnerne und kupferne Hausgerte empfingen Zimmer und Kchen eine gefllige Ausschmckung. In den Wohnungen der Reichen fand man Stuckdecken und Gobelins, Hracht aus der Zeit Ludwigs Xiv.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 128

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
128 Der Auenhandel lag nach wie vor in den Hnden des Aus-landes, besonders Hollands und Englands. berseeischen deutschen Handel, der sich durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg auch fr die deutschen Kaufleute hob, betrieb in grerem Mae Hamburg. Im Binnenhandel waren die Leipziger und Frankfurter Messen von hoher Bedeutung. Letzterer wurde durch die Anlage von Kanlen und gegen Eude des Jahrhunderts durch gute Straen gehoben, doch bildeten die vielsach recht schlechten Wege, die vielen verschiedenen Mae, Mnzen und Gewichte und die hufigen Zollgrenzen erhebliche Hindernisse fr den Verkehr. Als Verkehrsmittel dienten schwere Lastwagen ans den Straen und plumpe Holzkhne aus den Flssen. Das Fahren in den unbehilflichen Postwagen war beschwerlich und langweilig und bei schlechtem Wetter gefhrlich. Fnreisen machten nur kleine Leute und Handwerksburschen, denn die Wege waren unsicher und schlecht; reisende Kanslente suchten bei Bekannten ein Unterkommen zu finden. Boten und Botenfrauen trugen Briefe und kleine Pakete von einem Orte zum andern hin und znxck und besorgten Bestellungen ver-schiedener Art. In den Stdten lieen sich reiche Leute in Tragsthleu (Portechcttsen) zu Bllen, Gesellschaften und ins Theater tragen. 4. Die Bauern. Die Lage der Bauern war nach wie vor immer noch eine recht traurige, da sie in vlliger Leibeigenschaft lebten und wegen der vielen Abgaben und hufigen Frondienste fr das eigene Fortkommen zu wenig aufwenden konnten; wegen der hoffnungslosen Aussicht auf Besserung ihrer Lage versanken sie in Erschlaffung und Trgheit, so da nicht die Hlfte ihrer Arbeitskraft zur Entfaltung kam. Wie frher muten sie ihre Kinder zum Gesindedienst auf den Gutshof schicken und sich Mihandlungen und die Verwstung ihrer Felder durch Wild und Jagd gefallen lassen. Die Steuern hatten die Herren" auf die Bauern abgewlzt, und ihre Frsorge fr sie ging durchweg nicht weiter, als sie ein Interesse an der Erhaltung dieser billigen Arbeits-krste hatten. Armselig war die Schulbildung auf dem Lande; doch wie edle Menschenfreunde auch hier die Menschenrechte" zur Geltung zu bringen suchten, so waren manche Fürsten bemht, die Leibeigenschast zu mildern oder aufzuheben. Wenn sie nicht sofort in dieser Hinsicht ihr Ziel erreicht haben, so lag das an dem Widerstande, den die Gutsherren diesen edlen Bemhungen entgegenstellten. Die Fürsten sorgten ferner dafr, da Smpfe und Moore trocken gelegt, dlndereien in ertragfhige Lnder umgeschaffen wurden, da durch den besseren Anbau und

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 257

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
bcr Klassensteuer befreit; ferner kam im Jahre 1883 (15. Jnli) fr das Reich das Arbeiterkrnken- und im folgenden (6. Juli 1884) das Arbeiterunfall-Versicherungsgesetz znstanbe. Anch die Alters-und Jnv al ib en-Verfichernng wrbe noch unter der Regierung Wilhelms I. beraten, boch erlebte bcr hochherzige Kaiser beren Vollendung nicht mehr. 5. Kolonien. Anch im Auslnde wuchs Dentfchlanbs Ansehen immer mehr. Was der Groe Knrfrst bereits geplant und versucht hatte, das wrbe seit dem Jahre 1884 wieber aufgenommen und im groen Mae ausgefhrt. Durch Grnbnng o^>n berseeischen H anbelsko lonien in Afrika und Australien wrbe das Arbeitsfeld der deutschen Nation bedeutend erweitert und fr btc reichen Erzeugnisse der deutschen Industrie neue Absatzgebiete erschlossen. Dampf schisse, vom Reiche untersttzt, fahren jetzt regelmig nach den Ksten Afrikas und Ostasiens und nach den Inseln des Stillen Ozeans. Die Uengeschasfenekriegs-flotte schtzt den berseeischen Handel und die erworbenen Gebietsteile, die deutschen Waren machen im Auslnde den franzsischen und englischen den Rang streitig, bic beutiche Flagge geniet heute allenthalben bic grte Achtung. 111. /t aiser Wilhelms Sgewerk und sein Tod. Wie lange ich noch leben werbe, wei ich nicht; ba ich aber meine Schnlbigkeit tun werde, solange ich lebe, das wei ich." Wie berechtigt diese Worte des edlen Fürsten waren, zeigt uns ein Blick auf fein Tagewerk. Kaiser Wilhelm stand im Sommer zwischen 5 und 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr auf. Er schlief in einem einfachen Feldbette, das er auch aus Reisen immer mit-nahm. Schlafrock und Pautofselu - trug er niemals. Ten ganzen Vor-mittag las er Briefe und Depeschen oder hrte die Vortrge seiner Minister. Wenn um die Mittagsstunde die Wache aufzog, stand der Kaiser meist am Fenster seines Schlosses (historisches Eckfenster"), begrt von zahl-reichen Leuten, die sich um diese Zeit tglich vor dem Palais ansammelten. Nachmittags fuhr der Kaiser spazieren, und nach 3 Uhr kamen-die hohen Reichsbeamten, um vom Kaiser empfangen und gehrt zu werden. Gegen 5 Uhr wrbe zu Mittag gespeist; abenbs besuchte der Kaiser zu-weilen das Theater, ein Konzert und dergleichen. Gab es aber viel zu arbeiten, dann sa der pflichttreue Monarch oft noch bis 12 Uhr nachts in seinem Arbeitszimmer. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte, in. ,7

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 55

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
55 Mit diesem Siege gab sich der Kurfürst jedoch nicht zufrieden. Im Verein mit sterreichischen und dnischen Truppen vertrieb er die Schweden aus Brandenburg, Pommern und von der Insel Rgen. Auch Stralsund, welches Wallenstein vergeblich belagert hatte, wurde nach 16stndigem Angriffe mit Sturm genommen. Als die Schweden im Dezember 1678 von Livland her in das Herzogtum Preußen einfielen, eilte ihnen der Kurfürst trotz seiner Krnklichkeit und der strengsten Winterklte entgegen. Im Schlitten setzte er seine Mannschaften und Geschtze der das mit Eis bedeckte Frische und Kurische Haff und trieb die Schweden nach Livland zurck. Um den Lohu'folch groer Anstrengungen und heldenmtiger Waffen-taten wurde der Kurfürst leider betrogen. Von dem Kaifer aus Eifer-sticht verlassen, selber zu schwach, den Krieg fortzufhren, sah sich Friedrich Wilhelm gentigt, Frieden zu schlieen, der im Jahre 1679 zu St. Germain en Laye (westlich von Paris) zustande kam. Der Kursrst mute alle Eroberungen in Pommern an die Schweden herausgeben bis auf eiuen kleinen Streifen Landes an der rechten Seite der Od ermndung. Voll Unmut der die Treulosigkeit seiner Verbndeten soll der Kurfürst bei der Unterzeichnung der Friedensbedingungen in die Worte des rmischen Dichters Vergil ausgebrochen sein: Mge aus unfern Gebeinen einst ein Rcher erstehen,") Per c?ro|e Kurfürst als Landesvater. 1. Sorge fr den Ackerbau. Der Kurfürst hatte erkannt, da die Wohlfahrt des Landes hauptschlich auf der Landwirtschaft beruhe, und deshalb wandte er ihr seine ganz besondere Frsorge zu. Den verarmten Bauern gab er Saatkorn, Vieh und Ackerge-rt, desgleichen Holz, damit sie ihre Huser wiederaufbauen knnten. Aus der Schweiz und Holland lie er Ansiedler kommen, um sein Land zu bevlkern. Er gab ihnen Baustellen und Baumaterial und be-freite sie fr sechs Jahre von allen Abgaben. Die Fremdlinge siedelten sich an den Ufern der Havel und in den Niederungen der Oder, der Warthe und Netze an. Die staatlichen Bauerngter schuf der Kurfürst zu Musterwirt-schsten um, auf denen die Landleute fahen, wie Ackerbau und Vieh-zncht, Obst- und Gemsebau vorteilhafter betrieben werden konnten. ]) Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 56

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
56 Der Kurfürst selber widmete sich in den Erholungsstunden dem Garten-bau; er ste und pflanzte und wute geschickt mit Baummesser und Baum-sge umzugehen. Er lie Blumen-, Obst- und Gemsegrten anlegen und tch-tige Grtner und bessere Smereien aus anderen Lndern kommen. Jeder Bauer war verpflichtet, hinter seinem Hause einen Garten anzulegen, und keiner durfte heiraten, der nicht sechs Obstbume ver-edelt und sechs Eichbume gepflanzt hatte. Die Kartoffeln, welche bis dahin als feines Gemse" aus Holland kamen, wurden eingefhrt; auch die Tabakpflanze kam ins Land, deren Anbau den Leuten eine lohnende Nebenbeschftigung gab. 2. Torge fr Gewerbe und Handel. Infolge des 30jhrigen Krieges hatte das Handwerk sehr gelitten; dazu waren die meisten Hand-werker ziemlich ungeschickt und konnten nur die einfachsten und notwendigsten Sachen anfertigen; alle besseren Waren muten aus dem Auslande be-zogen werden. Der Groe Kurfürst frderte die Anlage von Fabriken (Eisen-Hmmer und Glashtten) durch Gelduntersttzungen und Verleihung be-sonderer Vorteile; der Zunftzwang wurde gemildert. Fr die Entwicklung der Gewerbttigkeit war es von groem Vorteile, da der Kurfürst der 20 000 Franzosen, welche nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) aus ihrem Vaterlande vertrieben waren, in die Mark aufnahm (Potsdamer Edikt von: Jahre 1(585). Diese kunstsinnigen und wohlhabenden Leute trugen zu einer blhenden Entwicklung der Zttcker- und Seifensiedereien nicht wenig bei; auch Fabriken legten sie an. so da von jetzt ab Hte und Strmpfe, Tuch- und Seidenwaren, Gewehre und Gebrauchsgegenstnde aller Art im Lande selbst angefertigt werden konnten. Der Kurfürst verbot die Ausfuhr von Rohstoffen; auswrtige Erzeugnisse wurden mit hohen Zllen belegt. Zur Hebung des Handels wurden alte Wege ausgebessert. Brcken und neue Straen angelegt. Friedrich Wilhelm richtete eine Reitpost ein, welche die Verbindung zwischen Kleve und Knigsberg unterhielt. Die Oder verband er durch einen Kanal mit der Spree (Friedrich-Wilhelms-Kanal), um wenigstens den Handel Breslaus von dem schwedischen Stettin abzulenken; eine neu geschaffene Flotte kmpfte nicht blo, siegreich gegen die Spanier, indem sie ihnen in der Nordsee und an der Kste Amerikas zwei Kriegsschiffe fortnahm, sondern sie zog auch an die Westkste Afrikasund legte in Senegambien und in Guinea Niederlassungen an (Grofriedrichsburg an der Gold-

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 61

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
61 Da die Kurfrstin einen klaren Verstand und ein sicheres Urteil besa, so besprach Friedrich Wilhelm mit ihr gern wichtige Dinge und fragte sie um ihre Meinung. Luise uerte dann freimtig ihre Ansicht, ohne sich aufzudrngen. Alles," fo erklrte spter der Groe Kurfürst, worin ich dem Rate meiner Gemahlin gefolgt bin, ist gut vonstatten gegangen." 3. Die Hausfrau. Auf einer Jagd hatte die Kurfrstin gelegent-lich das Schlchen Btzow an der Havel gesehen, und weil es ihr so sehr gefiel, lie der Kurfürst das alte Haus abbrechen und daselbst ein Schlchen auffhren. Er fchenkte es feiner Gemahlin und nannte es ihr zu Liebe Oranienburg. Oranienburg wurde von jetzt ab der Lieblingsaufenthalt der Kur-frstiu; hier schaltete und waltete sie wie eine rechte Hausfrau. Am Nhtisch wute sie ebensogut fertig zu werden als in der Kche und im Garten. Sie legte einen Park und einen Gemsegarten nach hollndischer Art an, kmmerte sich um alle Wirtschaftsangelegenheiten und fhrte sorgfltig Buch der alle Einnahmen und Ausgaben. Sie lie aus ihrer Heimat geschickte Grtner und erfahrene Landwirte kommen, damit sie den Bauern in der Mark zeigten, wie Ackerbau und Viehzucht mit Er-folg zu betreiben feien; denn durch die fortwhrenden Kriege waren die Leute nicht blo fo arm geworden, da sich die Frau selber vor den Pflug spannen mute, sondern auch Trgheit und eine dumpfe Gleichgltigkeit herrschten weit und breit. Durch die Kurfrstiu wurden auch feinere Gemse und. wie vielfach angenommen wird, die Kartoffeln ein-gefhrt. Oranienburg war bald eine Musterwirtschast, aus der die Umwohner vieles lernen konnten. 4. Ihre Mildttigkeit und Frmmigkeit. Armen und Bedrf-tigen war Luise Henriette eine liebevolle Mutter; sie spendete ihnen reichlich und suchte ihre Not nach Krften zu lindern. Durch strenge Ordnung und weise Sparsamkeit erbrigte sie aus ihrer Wirtschaft in Oranienburg so viel, da sie daselbst ein Waisenhaus grnden konnte, worin zwlf Knaben und zwlf Mdchen eine zweite Heimat fanden. Das ganze Volk liebte die Kurfrstin wegen ihrer Mildttigkeit; das Bildnis der edlen Frstin sand sich in der rmsten Htte. Mdchen wurden mit Vorliebe auf den Namen Lnife getaust. Die Erziehung ihrer Kinder leitete sie mit der grten Sorgsalt. Dem Lehrer ihrer Shne schrfte sie die Mahnung ein: Die Religion ist das Hauptstck alles Wissens. Was ist es ntze, wenn einer alle Kenntnisse htte, dabei aber ein bses, gottloses

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 101

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
101 In einzelnen Teilen des Landes hatte der Feind unmenschlich gehaust. Zahlreiche Städte und Drfer waren zerstrt und viele Bewohner gettet; die Felder lagen unbebaut da, und manche Gegenden glichen einer Wste. Der König beurlaubte Soldaten, welche die brach liegenden cker bewirtschaften sollten. Unter die verarmten Bauersleute verteilte er 35 000 Militrpferde, welche nach dem Kriege berflssig geworden waren. Er ffnete die Kornmagazine und lie 40000 Scheffel Saatkorn austeilen, da es hieran besonders mangelte. Die niedergebrannten Städte und Drfer wurden wieder aufgebaut. Einigen Gegenden erlie Friedrich entweder ganz oder zum Teil die Steuern, und Schlesien schenkte er obendrein neun Millionen Mark ans seilten eigenen Ersparnissen. 2. Sorge fr das Heerwesen. Der König brachte den Bestand des Heeres nach und nach ans 200000 Manu, da Preußen offene Grenzen hatte und von Feinden rings umgeben war. Er sorgte fr eine tchtige Ausbildung der Truppen, besonders der Reiterei (Ziethen und Seydlitz) und Artillerie, und schuf die reitenbe Artillerie und die Jger-Bataillone. Fr die Ausbildung der Offiziere, die fast smtlich dem Adel angehrten, sorgten die Militrakademie, die heutige Kriegsakademie, und mehrere Kadetteuhuser. Invaliden sanden in dem Invaliden-Hause zu Berlin eine gute Aufnahme. Die eine Hlfte der Soldaten waren angeworbene Auslnder, die andere Landeskinder (Werbe- und Kantonsystem). In groen Feldmanvern prfte und bildete der König, dje Tchtigkeit seiner Soldaten. 2 rr fr die Landwirtschaft In die entvlkerten Gegenden lie er Ansiedler kommen; doch ging er bei der Besiedlung des Landes planmig vor. Den Wrttembergern und Hessen berlie er guten Ackerboden; die Hollnder und Friesen sollten sich der Verbesserung der Viehzucht und des Milchwesens annehmen, die Pflzer den Gartenbau heben und die Italiener der Seidenraupenzucht auf-helfen. Jeder Ansiedler erhielt ein Gebiet angewiesen, wo er seine seitherigen Erfahrungen und seine Kenntnisse am besten verwerten konnte. Mindestens 300 000 Kolonisten wurden herangezogen und etwa 900 neue Drfer angelegt^. / ^ An der Oder und Warthe lagen groe Smpfe und morastige Strecken. Die Bewohner dieser Gebiete lebten notdrftig' von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Friedrich lie an den Flssen groe Dmme aufwerfen, verschaffte dem Wasfer einen rascheren Abflu und verhtete so die berschwemmungen; ein breiter und tiefer Kanal legte das Sumpf-

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 77

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
77 Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staatsgtern bte Leibeigenschaft auf.' Gern htte er auch die Bauern auf deu adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber aufs strengste, die Baueru ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechswchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehugt. Auch die Zahl der Hofdieuste wurde herabgesetzt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt wareu, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, liefe Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und auf ihnen Mnster-wir tschasten einrichten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschasts-gebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden, so das Havellndische Bruch und ein Teil der Warthebtche, wurden entwssert und zu Ackerland um-gewandelt, neue Feldsrchte augebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seiden zu cht eingefhrt. Er regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten. Besonders sr Ostpreuen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohltter. Dieses Land hatte nmlich durch Hungers-not. Pesti) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren- ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König berief fremde Ein-Wanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen 20 000 Protestanten, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu gegrndet. Armen Leuten schenkte er Geld, Koni, Pferde und Rindvieh und erlie ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) 4. ?as Schulwesen. Knsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugetan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschnlwesens unablssig bedacht. Er fhrte den Schul zwang ein und verfgte, da die Eltern bei nachdrcklicher Strafe gezwungen seien, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre im Winter tglich und im Sommer, wo die Kinder bei den lndlichen ]) Kurz vor dein Regierungsantritt Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevlkerung, hinweggerafft. 2) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trgt die Inschrift: Dem Vater Litauens".
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